Vor etwa einem Monat habe ich ja in einem kleinen Artikel schon über den Hampel-Dig geschrieben. Die Figur des Feuerwehrmanns war recht unbekannt und die ergänzenden Worte von Ulf Graupner haben die Story perfekt gemacht. Nun soll hier eine weitere, eher unbekannte Episode aus dem Bastelbogenuniversum beleuchtet werden.
Die Abrafaxe-Hampelmänner dürften eigentlich jedem MOSAIK-Sammler bekannt sein. Es gab sie ab 1977 in mehreren Varianten: zahlreiche s/w- und Farbversionen in den Größen A5 und A4, auf Pappe, Papier und Recyclingpapier sind bekannt. Etwas herausstechend ist dabei die Zeitungsausgabe der „Thüringer Allgemeine“.
In den Jahren 2004 – 2009 gab es dort einen MOSAIK-begeisterten Redaktionsmitarbeiter, der sich dafür einsetzte, dass im Rahmen der „Ferienspiele“ etliche der beliebten Hefte abgedruckt wurden. „Ferienspiele“, das war, wie der Name schon andeutet, eine Kinderseite, die während der Schulferien zur Bespaßung der „lieben Kleinen“ dienen sollte. Im Zeitungsformat von 510 × 350 mm erschienen dadurch über die Jahre 37 Digedag-Hefte, quer durch alle Serien. Immer 4 MOSAIK-Seiten auf 1 Zeitungsseite, so dass man nach 5 Tagen ein Heft komplett hatte. In den Weihnachtsferien 2005/2006 wurden dann zwischen 23.12.2005 und 2.1.2006 das Heft 1/1976 der Abrafaxe, das Dalmatien-Mobile und eben auch die 3 Abrafaxe-Bastelbögen gedruckt.
Waren die ersten original Abrafaxe-Bastelbögen von 1977 noch im bescheidenen A5-Format (148 × 210 mm) angelegt, erschienen ihre Nachfolger 1980 schon in A4 (210 × 297 mm). Die Thüringer Zeitungs-Hampelfaxe erreichten im Format immerhin etwas mehr als A3 (297 × 420 mm). Es handelt sich also um wahre Riesen im MOSAIK-Hampeluniversum.
Auf die Körpergröße einer fertig gebastelten Figur umgerechnet, ergibt das Maße von ca. 17 cm für den A5-Hampler, ungefähr 22 cm für einen A4-Zappelfax und sagenhafte 35 cm für die Bewegungsfigur aus der Zeitung.
Hier will ich die daten- und faktenlastige Einleitung dann auch beenden und zum amüsant-unterhaltsamen Teil dieses Beitrages kommen.
Es begab sich gegen Ende des Jahres 2008, dass ich in Erfurt über den Nachttrödelmarkt in der Messehalle schlenderte. Ich hatte bereits einige seltene und seltsame Dinge erworben und war mit der Ausbeute recht zufrieden, als mein suchender Blick auf eine „eher müllhaltige Bananenkiste mit Dingen“ fiel. Oben heraus lugte der Kopf vom Califax! Nach einigem Gewühle und Gekrame waren tatsächlich 3 Abrafaxe-Hampelmänner aus dieser „Haushaltsauflösungskiste“ gezerrt. Für 1,– € pro Stück wechselten die Figuren den Besitzer.
Eine solch liebevolle gestaltete Volkskunstarbeit kann man eben nur in Thüringen finden (woanders waren die Bastelbogen ja auch nicht in der Zeitung). Gut, der Bastler der 3 Figuren war sicher keine Meister der Schwibbogensägekunst, aber zumindest ein guter Lehrling. Die Abrafaxe waren sauber aus der Zeitung ausgeschnitten und auf das 4 mm Sperrholz aufgebracht. Mit einer erstaunlich gut gemachten „Flächenklebung“, bei der der Heimwerker die dünne Zeitung so geschickt auf das Holz „aufmassiert“ hat, dass die Holzstruktur auf der Oberfläche des Papiers wieder zutage trat. Als Verbindungselement zwischen Gliedmaßen und Körper wurden 1 mm dicke und ca. 30 mm lange Splinte aus Metall genutzt. Eigentlich Sicherungselemente aus dem Maschinen- und Fahrzeugbau und für Holzarbeiten nicht vorgesehen, erfüllen sie hier aber ihre Funktion. Brabax und Califax waren komplett fertig gebastelt und hampelbereit. Abrax lag als Einzelteilesatz ohne Schnüre, aber immerhin komplett, vor. Ich habe ihn damals provisorisch mit 4 kleinen M3-Schrauben zusammengeheftet.
Nun kann man sich über den Sinn oder Unsinn des Sammelns von „Volkskunst-Comicfiguren“ ja streiten. Fest steht jedenfalls, da hatte sich jemand richtig Mühe gegeben, hat dabei Spaß gehabt und wahrscheinlich seinem Kind oder Enkelchen eine Freude gemacht. Das allein zählt, denke ich.
Wer die Figuren geschaffen hat und warum sie in der Trödelkiste landeten, wird wohl unbekannt bleiben. Ich bin jetzt seit über 11 Jahren Besitzer der 3 Hampler und bringe sie hin und wieder mal zum Einsatz. Als Dekoration für den MOSAIKER-Stand in Wolfen waren sie bereits mehrfach zu sehen. Wer diesen Artikel liest und uns im Herbst (hoffentlich!) zur Börse am Stand besucht, darf gern einmal am Strick ziehen, um Califax oder Brabax zu betätigen. Vielleicht hat bis dahin ja auch Abrax eine Schnurmechanik bekommen.
Text und Bilder: Jörg Janetzky (4. Mai 2020)