Ein Akt des Irrsinns

Eine satirische Fabel von J. J.

Nun, … beginnen wir am Anfang:

 Es begab sich im Jahre des Herrn 2019, dass sich am neunten Tag des elften Monats zahlreich Volk im Kulturhaus zu Wolfen versammelte, um den „bunten Heftchen“ zu huldigen.

 

Zu gut deutsch: man kaufte und verkaufte das MOSAIK, Fanzine und allerlei Zeug, das auch nur im Entferntesten mit MOSAIK zu tun haben könnte. Ein fröhliches Marktplatztreiben, wie zu Zeiten der Hanse. Da wurde gehandelt, gekauft, verkauft und nur ein ganz klein wenig gelogen und betrogen. Und hier und da wanderten für besonders „edle Stücke“ auch mal beträchtliche Summen elektrischen Geldes von einem Funktelefon zum anderen.

 

Ein schöner Tag, an dessen Ende die „zwei Weisen des Kataloges“ einen Vortrag zum Thema „Geschichte und Zukunft der MOSAIK-Sammlerkataloge“ hielten. Eine kleine Schar von 3 bis 4 Dutzend hartgesottenen Zuhörern lauschte den Worten der Katalogmagister inniglich. Für ihr Kommen und Stillsitzen wollten die Referenten ihr Publikum belohnen. Sie wiesen ihren Gehilfen an, auf dass er kleine Heftchen mit dem Titel „Personenverzeichnis MOSAIK-Hefte der Digedags 1–223“ verteile. Der wackere Gehilfe verteilte also besagte Heftchen kostenlos (also gänzlich OHNE Bezahlung) unter den Anwesenden. Zuerst an jeden nur eines und dann bekamen einige wenige noch ein zweites …

 

… Ja, bis hierher eine idyllische Geschichte, wie sie friedlicher und harmonischer nicht sein könnte. Doch schauen wir weiter:

 Fast genau ein Vierteljahr später, am achten Tag des zweiten Monats anno domini 2020, begab es sich, dass ein „Wächter der Bucht“ eines dieser kostenlosen Heftchen erspähte. Es wurde auf dem elektrischen Handelsplatz von einem der Beschenkten feilgeboten. Der „Wächter der Bucht“ meldete diesen Vorfall sofort an die „Weisen des Kataloges“, welche darüber erstaunt bis leicht verärgert waren. Sie beäugten die 7 Tage dauernde Auktion ihres Werkes mit ständig wachsendem Missmut und Groll. Der Anbieter hatte sein Heftchen mit einem Startgebot von 1 Euro eingestellt. Nach Ablauf der Frist war das Gebot auf sagenhafte 102 Euro angewachsen und das Heftchen wurde sogleich zu diesem Preis an einen „Irrsinnigen“ verkauft.

… Uuuhhh … jetzt war nichts mehr mit Idylle:

 Über diesen „Akt des Irrsinns“, … diesen „heillosen Sieg des Kommerzes“, … waren die „Weisen des Kataloges“ so erzürnt, dass sie vor Wut blau anliefen und sich Schaum vor ihren Mündern bildete.

 

Da hatte jemand nach einem Vierteljahr ihr Geschenk verkauft! Und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, haben sich dazu tatsächlich 9 „Irrsinnige“ verabredet, um diese „kostenlose Gabe“ auf einen schier utopischen Preis zu steigern!

 

Nach stundenlangem Fluchen und Toben über so viel Frechheit und Dummheit kam man zur Besinnung und beschloss, diesem Treiben Einhalt zu gebieten:

 

Der Gehilfe wurde sogleich mit der Bekämpfung dieses Ungemachs beauftragt. Er solle weitere Heftchen schmieden, um die „elektrische Handelsbucht“ damit zu überschwemmen. „Ein jeder, der es begehre, solle so ein Heftchen bekommen …. und für nur 2 Euro (Herstellungskosten) soll er es im Sofortkauf erwerben dürfen!“ Diesen Satz im Ohr, schuf der Gehilfe weitere Berge dieser Heftchen und bot sie fortan in der „elektrischen Handelsbucht“ zum Kaufe feil. Innerhalb der ersten 7 Tage konnten 21 Interessierte ihr Exemplar in Empfang nehmen. Mittlerweile haben weit über 33 Käufer eines bekommen. Und glaubt mir, es liegen noch Hunderte und Aberhunderte bereit …

 

Ja, wie gesagt, es ist eine satirische Fabel. Es steckt viel Wahrheit drin. Einiges wurde leicht überspitzt dargestellt und einiges sicher auch hinzugedichtet. Aber am Ende soll eine Fabel ja auch eine „belehrende Weisheit“ verbreiten.

 

Und nun ratet mal, wie könnte diese wohl lauten?

Im MOSAIKER-Shop zu erwerben "Personenverzeichnis MOSAIK-Hefte der Digedags 1-223".


Jörg Janetzky (5. März 2020)